Glaube ich ehrlich gesagt auch, wer traut sich denn noch, die Loveparade erneut auszutragen???

Am meisten ärgert es mich ja, wenn Leute wie Duisburgs Bürgermeister z.B. das Sicherheitskonzept weiterhin vehement verteidigen.
Am Ende sind die Opfer wohl noch selbst schuld, oder?

Bei mir läuft jedenfalls den ganzen Tag das Radio und die berichten auch die ganze Zeit von nichts anderem, lassen Betroffene zu Wort kommen, das klingt nachwievor alles total heftig.


Edit: Gerade eben wurde das Aus der Loveparade verkündet...

So, mit einer Nacht Abstand hier nun also mein Bericht zur Loveparade...


1.) Anreise / Abreise
Zunächst einmal fand ich schon nicht gut, dass auf der LP-Homepage ausdrücklich davon abgeraten wurde, mit dem Auto anzureisen. Man wollte ausdrücklich, dass so viele Menschen wie möglich mit dem Zug zum Bahnhof anreisen und von dort zum Gelände laufen. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass der Bahnhof mit diesen Massen allerdings völlig überfordert war! Tausende Leute mussten teilweise Stunden warten, um zu ihren Zügen zu gelangen. Die Bahn musste Sonderbusse anfordern, weil die Züge nicht für so viele Leute ausreichten, das Gelände des Bahnhofs war absolut überfüllt.
Ich hingegen ignorierte die Anweisung der Homepage und reiste trotzdem mit dem Auto an. Etwa um 10 Uhr parkte ich ganz entspannt auf den Parkplätzen der MSV-Arena, wo es auch noch massig Platz für weitere Autos gab. So hatte ich nur etwa 10 - 15 Minuten Fußweg zum LP-Gelände und keine Probleme bei An- oder Abreise. Etwa um 23 Uhr saß ich wieder im Auto, um 2:30 Uhr war ich wieder zuhause.



2.) Gelände
Der ehemalige Güterbahnhof wurde in den letzten Wochen und Monaten ja "provisorisch" für die Loveparade eingeebnet. Genau so wie es klingt, hat es dann auch gewirkt. Die meisten Flächen, waren mit grobem Schotter und Steinen bedeckt, was das Laufen SEHR unangenehm machte. Die Steine drückten bei jedem Schritt in die Fußsohlen und man musste öfter aufpassen, nicht umzuknicken. Deshalb war das Laufen ziemlich anstrengend und ich spüre meine Waden heute immer noch...
Außerdem war der ganze Boden extrem dreckig/staubig. Gott sei Dank blieb es trocken und warm, sonst hätte sich wohl alles in ein Schlammloch verwandelt.
Aber auch so störte der Dreck extrem. Die Schuhe, die Hose, selbst die Schenkel unter der Hose und die Arme... Alles war ab Abend von einer feinen braunen Staubschicht bedeckt.

Ansonsten war die Grundidee der Location nicht schlecht. Die alten Industriegebäude in Kombiantion mit der Beleuchtung waren ganz nett anzusehen. Mehr aber auch nicht.
Trucks gab es dieses Mal ja nicht so viele, dafür drehten sie aber mehrere Runden, so dass man eigentlich auch keinen verpassen konnte. Das fand ich ganz gut.
Seltsam finde ich, dass in den Medien ganz verschiedene Zahlen über die Menge der Besucher verbreiten. Das schwankt von einigen Hundertausend bis etwa 1,4 Millionen. Es wird auch oft behauptet, dass das Gelände zu klein war und deshalb der Zugang gesperrt wurde, was dann zu dem tragischen Unglück führte. Ich hingegen hatte nie das Gefühl, dass das Gelände ganz voll war. Im Gegenteil, ich dachte mir zwischenzeitlich, dass die Stimmung besser sein könnte und es in den engen Straßen (z.B. in Dortmund) besser war, als auf so einem riesigen, offenen Gelände.
Jedenfalls gab es immer wieder Stellen, wo größere Flächen ziemlich leer waren und z.B. auch nur vereinzelt Leute saßen, um sich auszuruhen. Ich behaupte also mal, dass bestimmt noch einige Tausend Leute auf das Gelände gekonnt hätten, bevor es wirklich eng geworden wäre. Das sieht man auch auf den meisten Luftaufnahmen.



3.) Zugang / Massenpanik
Im Gegensatz zur Street Parade oder den bisherigen Loveparades gab es in Duisburg folgendes Problem: Das gewählte Gelände ist umgeben von einigen Sicherheitsrisiken für Fußgänger. Direkt daneben liegt die Autobahn, auf der anderen Seite liegen Bahngleise. Deshalb entschied der Veranstalter, das Gelände zur Sicherheit komplett einzuzäunen, damit niemand frei herumlaufen kann. Der Zugang im Norden wurde für die Sicherheitskräfte reserviert, damit sie im Notfall ohne Behinderung schnell auf das Gelände können. So gab es also für alle Besucher nur einen einzigen Zugang in der Mitte des Geländes, der durch eine etwa 120 m lange Unteführung erreicht wurde.

Wie bereits erwähnt, war ich schon sehr früh in Duisburg und stand schon etwa um 10:30 vor dem Eingang. Schnell sammelten sich dort viele Leute und es hieß, dass um 11 Uhr geöffnet wird. Doch dann wurde die Öffnung angeblich auf Grund von technischen Problemen immer wieder verschoben und die Leute wurden ungeduldig und aggressiver. Um kurz nach 12 wurde dann endlich geöffnet und ich kam ohne weitere Probleme auf das Gelände.
Die Massenpanik war ja dann etwa um 17 - 17:30 Uhr, wobei ich mich frage, wieso so viele Leute erst so spät ankommen, wenn die Veranstaltung offiziell um 14 Uhr beginnt. Ich habe jedenfalls davon überhaupt nichts mitbekommen, bis es mir später jemand erzählt hat.

Da der Tunnel danach natürlich komplett gesperrt war, wurde ein provisorischer Rückweg eingerichtet, den ich dann nahm, um zurück zu meinem Auto zu kommen. Von oben konnte man auf den Unglücks-Bereich herunterschauen, aber außer umgefallen Baustellenzäunen und Dreck konnte man nicht viel sehen. Die Stellen, wo die Leute wohl gestorben sind, waren mit Tüchern verhängt.



Als Fazit muss man wohl leider sagen, dass man am besten einfach ein anderes Gelände (evtl. eine andere Stadt) hätte wählen sollen, wo der Bereich offener und besser zugänglich ist. Man wollte hier Massen kontrollieren, die sich nun mal nicht kontrollieren lassen. Genau deshalb muss man den Besuchern eine gewisse Freiheit lassen und dies akzeptieren. Zürich macht das seit Jahren perfekt vor und ist schon lange eine der sichersten Großveranstaltungen der Welt. Für die Loveparade bedeutet diese Tragödie das endgültige Aus. Schade, aber leider verständlich...
Ich hoffe jetzt nur, dass das Thema in der Presse jetzt nicht einfach wieder verallgemeinert und hochstilisiert wird. Schnell werden wohl die ersten kommen und solche Veranstaltungen generell verbieten wollen. Doch so schlimm das Ganze auch war, sollte man nicht vergessen, dass es zuvor noch nie so einen Vorfall gab. Zürich wird hoffentlich eindrucksvoll zeigen, wie man so ein Ereignis ohne Probleme durchführt und der Welt so beweisen, dass solche Paraden eigentlich sicher sind, wenn man richtig plant. Hoffentlich lassen sich nicht zu viele Besucher von den Nachrichten abschrecken. Es wäre schade, wenn die Besucherzahl in Zürich drastisch einbrechen würde, weil die Leute aus Angst nicht mehr kommen...

Zum Schluss noch mein Beileid an die Angehörigen der Opfer und Verletzten.

Mhhh... Diese Gedanken hatte ich auch schon.

Zuerst einmal ist mir aufgefallen, dass die Besucher der LP dieses Jahr auch bei weitem nicht so freizügig waren, wie wir das aus Zürich oder den alten Loveparades in Berlin gewohnt sind. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Großteil der Besucher inzwischen keine echten Raver mehr, sondern eher Mode-Event-Fans sind. Vergleichbar mit den WM-PublicViewings, wo auch nur ein kleiner Teil der Leute regelmäßig ein Fußballstadion besucht.
Trotzdem sind mir ein paar ganz nette Schnappschüsse gelungen, die ich eigentlich schon mit euch teilen wollte. Denn nur aus diesem Grund habe ich ja eigentlich die 4 Stunden Fahrt auf mich genommen...

Aber ich denke auch, dass man erst einmal ein paar Tage oder Wochen verstreichen lassen sollte, damit sich das Ganze etwas setzen kann.
Jetzt erst einmal abwarten, wie die Street Parade wird. Und dann wird man auch irgendwann die schöneren Seiten der Loveparade wieder genießen können.